1. FASTENSONNTAG

EVANGELIUM nach Lk (4,1-13):

 

Bei seiner Taufe hat Jesus eine ganz tiefe Erfahrung gemacht: Er fühlt sich total von Gott ergriffen, fühlt wie Gott in ihm wirkt (Gottes Geist wirkt in ihm). Er wird sich seiner ganz besonderen Beziehung zu Gott bewusst, die mit den Worten umschrieben wird: „Du bist mein geliebter Sohn.“

Er muss das verarbeiten, muss sich darüber klar werden, was diese Erfahrung für ihn bedeutet. Welche Konsequenzen hat das für ihn? Wenn Gott so zu ihm steht, wie kann und muss er dann leben, welche Grundentscheidungen muss er für sein Leben treffen? Diese Erfahrung treibt Jesus in die Wüste, in die Einsamkeit, in die Stille.

Das ist auch für uns - wie für Jesus - der Sinn der Fastenzeit. Wir brauchen - vielleicht jeden Tag - 5,10,15 Minuten - Momente der Stille, der Besinnung. Wenn auch wir Kinder, Söhne und Töchter Gottes sind, dann hat das für unser Leben Konsequenzen. Wir wollen uns darüber klar werden, wie wir Leben sollen, wie wir unsere Beziehung zu Gott gestalten, fester machen können. Wir wollen uns fester machen in Gott, also fasten.

Im Bewusstsein, wer er ist, entdeckt Jesus auch, welchen Versuchungen er widerstehen muss, damit sein Verhältnis zu Gott nicht in die falsche Richtung geht. Es ist nicht seine Aufgabe, alles Mögliche zu tun, um die physischen, materiellen Bedürfnisse von Menschen zu befriedigen, sogar ‚aus Steinen Brot‘ zu machen. Die Befriedigung der elementaren Bedürfnisse darf und kann nicht das letzte Ziel sein, sondern es geht schlussendlich um die Beziehung zu Gott. Denn der Mensch lebt nicht von diesem Brot allein, sondern vom Wort, von den Versprechungen, die von Gott kommen.

Ein anderer falsche Weg wäre für ihn, nur auf Erfolg bedacht zu sein, auf den eigenen Einfluss, auf Macht und Ehre. Wichtig sein, das Sagen haben über andere in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, in der eigenen Familie. Eine Versuchung, die auch in unserer Zeit sehr real ist, für jeden/e von uns in seiner eigenen Welt. Nur Gott ist die höchste Autorität. Ich stehe in seinem Dienst, indem ich für andere da bin.

Ein dritter falsche Weg wäre es, sich aus besonders frommen Gefühlen heraus gedankenlos, unüberlegt, sich in gefährliche Situationen zu begeben mit der Begründung: Der liebe Gott wird mich schon schützen. Also falsche Erwartungen an Gott stellen, also ein falsches Vertrauen zu ihm haben. Und so Gott herausfordern.

Fastenzeit. Zeit der Besinnung, Zeit meine Beziehung zu Gott zu überprüfen, vielleicht zu ändern, zu stärken. Wie stehe ich wirklich zu Gott? Wer ist er wirklich für mich? Bin ich bereit in seinem Sinne zu leben? Wie kann ich das? Was soll ich da tun? Wie kann ich mein Vertrauen zu ihm unter Beweis stellen - nicht nur in Gedanken, sondern durch konkrete gute Taten? Was nehme ich mir vor? Welche Taten sind für mich persönlich besonders wichtig und geeignet meine Beziehung zu Gott praktisch zu leben?

Fastenzeit. Eine wichtige Zeit für uns alle. Eine Zeit der Selbstprüfung und der Entscheidungen. Da sind auch die Worte des Paulus, in der heutigen 1. Lesung, so wichtig: „Wer an Christus glaubt, der weiß: Gott ist mir ganz nahe in seinem Wort“, und „Wer wirklich glaubt und sein Vertrauen auf ihn setzt, wird nicht verloren gehen.“

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